Herr Imhof, was macht eigentlich ein Kreis-Ehrenamtsbeauftragter?
Imhof: Er kümmert sich darum, dass möglichst alle Fußballvereine einen Ehrenamtsbeauftragten haben und bietet Schulungen an.
Wie viele Ehrenamtsbeauftragte hat denn der heimische Fußballkreis Neumarkt/Jura?
Imhof: Wir haben 205 Vereine, in denen Fußball gespielt wird. Auf Grund ihrer Größe und Struktur bräuchten 175 einen Ehrenamtsbeauftragten. 126 Vereine haben eine solche Funktion geschaffen.
Ist doch gar nicht so schlecht, oder?
Imhof: Mir ist das zu wenig. Ich bin erst mit einer 100-Prozent-Quote zufrieden. Fakt ist: Diejenigen Vereine, die einen Ehrenamtsbeauftragten haben, jammern weniger als die „ohne“.
Trotzdem: Fühlen sich da nicht manche Vereinsverantwortlichen bedrängt?
Imhof: Mag sein, dass ich manchmal eine Nervensäge bin. Aber es ist nicht böse gemeint. Ich will nur das Beste für die Vereine. Die meisten Vereine wissen dies auch zu schätzen.
Ehrenamts-Beauftragter, das klingt ein wenig nach einem zusätzlichen Pöstchen. Dabei haben viele Vereine doch schon Probleme, ihren Vorstand oder ihre Fußball-Abteilung ordentlich aufzustellen.
Imhof: Aber ein Ehrenamtsbeauftragter kann dazu beitragen, dass wieder mehr Leute Lust haben, für den Verein etwas zu machen. Er kann mithelfen, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Wenn mehr mitmachen, wird es für den Einzelnen nicht zu viel.
Aber die Realität sieht in vielen Vereinen anders aus. Da ist der Abteilungsleiter gleichzeitig Platzwart und Jugendtrainer, und seine Frau wäscht die Trikots, weil sich sonst niemand findet.
Imhof: Die Gesellschaft wandelt sich, niemand will sich heutzutage noch zehn oder 20 Jahre lang mit einem Posten fest an einen Verein ketten. Wir müssen hinkommen zu einer eher projektbezogenen ehrenamtlichen Tätigkeit. Wenn ich es schaffe, dass bei einem Juniorenturnier Person A für die Getränke, Person B für das Kuchenbüfett, Person C für das technische Equipment und Person D für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und nicht einer alles machen muss, dann sind die Leute nach wie vor bereit mitzuhelfen.
Ein anderes Beispiel: die Trainer im Juniorenbereich. Wenn sich Studenten einbringen wollen, aber nur ein paar Monate Zeit haben bis zum Semesterbeginn, dann ist das doch wunderbar. Dann sollen sie halt die F- oder G-Junioren nur eine Saisonhälfte lang trainieren. Es gibt Vereine, die zeigen, dass so etwas funktioniert. Und in unseren Schulungen über Pro-Amateurfußball zeigen wir solche positiven Beispiele.
Ein Ehrenamtsbeauftragter im Verein hat aber noch mehr Aufgaben.
Imhof: Richtig, wie im Namen schon angedeutet, soll er sich auch um die Würdigung von Ehrenamtlichen kümmern. Wir müssen dieses ehrenamtliche Engagement einfach wieder mehr wertschätzen...
... noch eine Ehrung also...
Imhof: Es geht nicht um diesen Ehrungsmarathon bei der Weihnachtsfeier oder der Hauptversammlung. Es geht um die kleine Aufmerksamkeit zwischendurch. Es geht um den Blumenstrauß für die Wurstsemmelverkäuferin oder die Kinokarte für den Jugendlichen, der die Vereins-Homepage auf Vordermann gebracht hat. Und: Natürlich geht es auch darum, verdiente Leute für die Ehrungen zu melden, die vom Verband vorgesehen sind. Die Verbands-Ehrennadeln, die Verbands-Ehrenzeichen und am Ende die DFB-Uhr könnten viel mehr Leute erhalten, wenn sie nur von ihren Vereinen vorgeschlagen würden.
Sie, Herr Imhof, sind nicht nur Kreis-Ehrenamtsbeauftragter, sondern auch noch ehrenamtlich beim SV Penzendorf im Einsatz. Wird es Ihnen nicht zu viel?
Imhof: Ich kann es machen, weil ich ausschließlich nachts arbeite (Imhof ist im Paketzentrum Feucht beschäftigt, Anm. d. Red.). So habe ich am Nachmittag und am Abend Zeit fürs Ehrenamt. Als ich mit meinem Sohn nach Penzendorf gekommen bin, habe ich vielleicht die Klappe ein wenig zu weit aufgerissen. So wurde ich erst F-Jugend-Betreuer, habe später F- und G-Junioren trainiert und war sogar einige Jahre als Jugendleiter tätig. Die typische Ehrenamts- Karriere also. Aktuell kümmere ich mich um unsere Vereins-Homepage. Und: Ich habe das alles nicht bereut. Als Ehrenamtlicher bekommt man unheimlich viel zurück.
Foto und Interview: Schwabacher Tagblatt, Robert Gerner